Atelierbesuch bei Ludwig Stocker
Allmendstrasse 105, 4058 Basel
Ludwig Stocker, 1932 in Herisau geboren, absolvierte von 1949 – 1954 eine Bildhauerausbildung bei Wilhelm Meier und Josef Büsser, St. Gallen sowie an der Accademia di Belle Arti, Rom; seit 1956 lebt und arbeitet er in Basel. Eine rege Ausstellungstätigkeit im In- und Ausland sowie zahlreiche Werke im öffentlichen Raum zeugen von seiner enormen Schaffenskraft.
Ludwig Stocker ist hauptsächlich durch seine drei-dimensionalen Arbeiten bekannt geworden, für die er besonders in jüngster Vergangenheit den grössten Teil seines Schaffens aufgewendet hat. Weniger bekannt sind seine Zeichnungen, Collagen und Malereien, welche für ihn primär nur einen Zweck verfolgen: etwas darzustellen, was sich mit plastischen Mitteln nicht ausdrücken lässt. Die Bildhauerei kann sich nur in der definierten Form ausdrücken, die Zeichnung und Malerei hingegen auch in der Andeutung von Überrealem, Nichtfassbarem. Ludwig Stocker ist ein grandioser Steinbildhauer, kann aber auch Holz und Styropor bearbeiten, beherrscht die subtraktiven Materialbearbeitungen wie auch die additiven Verfahren des Modellierens sicher. In seinen neueren Werken tauchen häufig integrierte, figürliche Marmorskulpturen auf.
Kunstwerke schaffen heisst für Ludwig Stocker Gegensätzliches vereinen. 1975 hat er hierzu einen exemplarischen Text geschrieben, der die Weite seines Weltbildes und die spannungsvollen Verhältnisse zwischen den von ihm hoch geschätzten Geistesgrössen zum Inhalt hat:
„Im Chaos erkenn ich mich wieder
Im Logos erkenn ich mich wieder
In der mythischen Vorwelt, im Weltbild der Babylonier, Achämeniden, Mesopotamier, Aegypter, Kreter Römer erkenn ich mich wieder
Pythagoras, Phydias, Jesus Christus, Byzanz, Plotin, im Mittelalter, San Francesco, Villard de Honnecourt, Ficino, im Manierismus, Giulio Romano, Kepler, Bernini, Antoni Gaudi,Teilhard de Chardin, Charles Ives, Beuys, Borges, in Deinem Gesicht, im Weltbild meiner Väter erkenn ich mich wieder
Im Wiedererkennen erkenn ich mich wieder“